Erster Live Einsatz von DigiJay ( v0.930 beta )

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wavelow
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Erster Live Einsatz von DigiJay ( v0.930 beta )

Beitrag von wavelow » Sa 24. Apr 2010, 16:35

Nun war es soweit, nach vielen Stunden "Trockenlauf", "Quälereien" und Testläufen auf dem Schreibtisch habe ich gestern gewagt und DigiJay zum ersten Mal live auf der Piste getestet. Im Hinterkopf natürlich die üblichen Sorgen und Befürchtungen beim Einsatz neuer Software: "Hoffentlich geht nichts schief!"

Fazit: Die Stimmung war mal wieder gut. Von Luftgitarren bis auf den Tischen tanzen war wieder alles dabei :D Ob das an DigiJay lag weiss ich nicht aber diese Software machte den Job tatsächlich leichter als manch andere Lösung auf dem Markt. Warum das so ist versuche ich mal zu beschreiben:

Die meisten DJ Software Lösungen auf dem Markt orientieren sich an den typischen Club-Dance-House-Techno DJ Arbeitsweisen. Für diese Klientel ist DigiJay in der Tat aufgrund einiger fehlender Features und seines Aufbaus nicht so gut geeignet. Für diese Gruppen gibt es sehr gute (kostenpflichtige!), ausgereifte DJ Software mit der jeder zum "Mix-DJ-Star" wird. Was nicht ausschliesst, diese Dinge auch mit DigiJay zu erledigen wenn man "klassisch" und mit dem Ohr arbeitet. Dann ist DigiJay auch für Clubeinsätze hervorragend geeignet!

Die andere Gruppe DJs sind die, die das "leicht" angeheiterte Partyvolk nach dem Dancehallbesuch mit Party-Rock-Oldie-Fox-Schlager Kost bei Laune halten müssen und das möglichst lang. Hier muss nicht auf den Beat gemixt werden, hier muss aber blitzschnell auf die urplötzlichen Stimmungsschwankungen der Gäste reagiert werden können. Eine gut funktionierende Suchfunktion, gute Archivfunktionen, Playlistfunktionen usw. sind hier wichtiger als 8 Cue Punkte setzen zu können.

Dazu kommt, dass dieses Genre es mit sich bringt in viel dichterem Kontakt zu den Gästen zu stehen als der typische Dancehall DJ der meist gut abgeschirmt auf seinem Counter vor dem tanzwütigen Volk arbeiten kann (und muss). Man wird also ständig abgelenkt, mit kuriosesten Plattenwünschen überhäuft und muss auch mal das eine oder andere Gläschen mittrinken. :lol:
Da muss die DJ Software mitspielen und entsprechend intuitiv bedienen zu sein ohne mit 40 Funktionsbuttons und Fadern vom wesentlichen abzulenken.

Das hat mit DigiJay viel Spaß gemacht. Aufgrund der übersichtlichen Playlistdarstellung hat man immer den Ablauf im Auge, kann blitzschnell Titelfolgen umsortieren usw. Am besten gefallen hat mir die Auto-DJ Funktion die im Gegensatz zu anderen DJ Programmen nicht stumpf nach einer starren Zeitvorgabe den nächsten Titel abfährt sondern dies "intelligent" löst: In den Settings stellt man den dB Wert ein ab dem der Mixvorgang beginnen soll und den dB Wert ab dem der neue Titel abfahren soll. Dazu kommt die Überblendkurve die man bei DigiJay für Ein- und Ausblendvorgang voneinander unabhängig einstellen kann! Das habe ich so bisher bei keiner anderen Software entdeckt.
Hat man diese Einstellungen einmal richtig hingefummelt, mixt DigiJay die verschiedensten Musikstile so gut miteinander wie man es selber auch tun würde. Es gibt weder peinliche Musikpausen, noch zu leise Passagen, noch wird zu früh ausgeblendet etc. Auch handelt es sich nicht um eine simple Kreuzblende (die hören sich nämlich grundsätzlich immer doof an).
Ich habe bei DigiJay die Auto-DJ Funktion einfach eingeschaltet gelassen. Man hat trotzdem jederzeit Gewalt über alles und bestimmt den Mixpunkt nach wie vor selber. Aber: Wird man abgelenkt übernimmt "Co-Pilot" DigiJay das starten des nächsten Titels und ausblenden des vorherigen und zwar perfekt auf den Punkt!
Weiterer Vorteil dieser Sache: Man hat die Hand frei für Mikro und Mischpultfader (üblicherweise hat man ja nur zwei Hände :P )

Es gibt teure DJ Programme die ebenfalls eine Auto-DJ Funktion bieten. Aber die Übergänge sind hier immer hörbar, man "hört" immer die Automatik heraus. Simple Kreuzblenden die für Start und Stopp auch noch gleich sind, starre Zeitpunkte zum starten reichen eben nicht. DigiJay macht das so gut, dass niemand merkt, dass da eigentlich grad die Maschine den Titel gewechselt hat. Und ich meine keine Dancetracks mit Beatübergängen sondern die verschiedensten Musikstile!!! Für Dancetracks gibt es spezielle DJ Software die nahtlose Übergänge ermöglicht. Wer aber einen 60er Oldie in eine 80er Nummer übergehen lassen will (muss) der möge sein Glück mal mit diesen teuren Lösungen ausprobieren :D Es wird nicht klappen!

Da mich genau dieser Punkt am meisten beeindruckt hat, werde ich DigiJay weiter verwenden. Da kann ich über kleinere (noch) zu machender Kleinigkeiten gern hinwegsehen (die meisten Bugs hat MB ja bisher schnell beseitigt und ich hoffe seine Motivation bleibt so gut)

Was mir nicht gefiel (aber das ist ja schon Thema bei den Verbesserungen): Der viel zu kleine Browser auf der linken Seite. Das ist Quälerei sich da durchzuklicken, nicht immer steht das Laptop genau vor der Nase. Auch kann man durch das schmale Fenster die Ordnernamen nicht mehr lesen (nur wenn man mit der Maus drauf fährt). Das Ding muss grösser werden! Evtl. auch mit anpassbaren Schriftgrössen! Dieser Ordner ist einfach zu wichtig für diesen Job. Auch farblich änderbare Ordner wären toll. Für mich ist der Browser das mit wichtigste Instrument zum arbeiten.

Gut funktioniert hat der Mixer (Kompressor) in DigiJay. Anfangs in der "Soft" Einstellung, später im vollen Laden bei mittlerer Einstellung gab es null Probleme mit Lautstärkeschwankungen. So wenig habe ich den Gain Regler des Mischpultes noch nie genutzt (und ich nutze schon zu 100% dB angepasste MP3 Files, trotzdem gab es bisher immer Schwankungen). In einer rammelvollen Bude kann ich das bisschen Verlust an Dynamik gut verkraften, das merkt dann eh niemand mehr :D

Ab und an habe ich die Uhr vermisst - auch schon Thema in der anderen Abteilung. Entweder Waveform oder Uhr heisst es ja zur Zeit.

Die Schriftart im Vorhörplayer ist etwas bescheiden zu lesen, hat aber nicht wirklich gestört.

Was mir hingegen gefehlt hat: Eine Wishlist! Einfach zu viele Leute die ständig irgendwas hören wollen, schiebt man die Titel in die normale Playlist gehen sie unter. Eine Extra Wunschliste würde diese Sache sehr erleichtern. Vielleicht noch mit der Funktion, hinter dem Titelangaben einen kurzen Text einzugeben (schnell und einfach!). Zum Beispiel Namen der Person oder sonstige Stichworte. Bei 40 Leuten die ankommen weiss man einfach nicht mehr immer wer sich was gewünscht hatte.

Das war's erstmal :D
Schöne Grüße!
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