Externe Soundkarten und so ein Zeug

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wavelow
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Externe Soundkarten und so ein Zeug

Beitrag von wavelow » Mo 26. Apr 2010, 09:21

Nachdem ich mal in einem Forum einer anderen DJ Software für meine Experimente zurecht gestutzt wurde, habe ich mich eingehender mit dem Thema Soundkarten zum auflegen usw. beschäftigt.

Ich stellte damals die Frage nach Erfahrungen mit günstigen externen USB Audiointerfaces. War wohl eine Todsünde so etwas dort zu schreiben. Mir wurden reihenweise Vorschläge gemacht was ich zu kaufen hätte und wovon ich die Finger lassen sollte. Grundsätzlich waren alle Empfehlungen im oberen Preissegment angesiedelt - teils aberwitzig teuer. Für jemanden der in seiner Freizeit auflegt, dass mehr aus Spaß als aus Geldgier macht, schwachsinnig so viel Geld auszugeben.

Ich habe sogar einige dieser Empfehlungen ausprobiert und war erschüttert: Eine dieser empfohlenen externen und teuren Audio USB Lösungen war so dermassen schlecht, produzierte mehr Störgeräusche als Musik, dass ich mich fragen muss, was diese Leute auf ihren Ohren haben die sowas empfehlen.

Zunächst mal muss man wohl unterscheiden zwischen Recording Lösungen und reinen Audioausgangslösungen. Dass man bei Recording auf 24 Bit / 96 KhZ Wandler usw. achten sollte ist logisch. Wer mir aber erzählen will, dass ich solche Wandler für die Wiedergabe von MP3 Dateien benötige, hat die Grundlagen wohl nicht verstanden 8-)

Nahezu 99,9% aller MP3 Files stammen von Audio CDs. Diese werden bekanntermassen mit 16 Bit / 44100 kHz gesampelt und das ist für die alltägliche und Discobeschallung auch vollkommen ausreichend. Jeder Versuch diese digitalen Daten über Wandler in andere Auflösungen zu "zerlegen" wird logischerweise mit Verfälschungen etc. belohnt.
Kurzum: Es bringt gar nichts andere Wandler als 16 Bit / 44100 KhZ zu verwenden wenn man nur MP3 wiedergeben will (was anderes machen wir hier ja alle nicht). Wer hat schon echte 24 Bit Aufnahmen in seinem Repertoire? (Manche MP3 haben aus merkwürdigen Gründen auch 48000 Khz, sowas hab ich schon von Bekannten bekommen. Fast immer wurde hier mit falschen Einstellungen von CD gerippt. Die Wandlung von 44100 auf 48000 bringt ebenfalls Verfälschungen mit sich, auf keinen Fall Verbesserungen! Manchmal stammen solche MP3 auch von alten DAT Bändern, hier ist wäre das OK, da DAT standardmässig mit 48000 Khz arbeitete)

Das Problem für die Hersteller solcher Hardware: Diese 16 Bit Wandler Bausteine sind so extrem billig geworden, dass eine komplette "Audiokarte" heute nur noch Centbeträge kostet. Das lässt sich schlecht hochpreisig verkaufen.
Da werden dann also nette Gehäuse designt, es werden "hochwertige" Wandler eingesetzt, die auch 20, 24 Bit usw. schaffen und das Ganze dann DJ Super Interface oder ähnlich genannt. Das alles nützt nur herzlich wenig, die Wiedergabe der MP3 erfolgt nach wie vor über die 16 Bit Schiene :lol: Selbst wenn der Wandler das Audiosignal tatsächlich auf 24 Bit hochrechnet, ist dies mit Verlusten verbunden, also unnötig.

Tatsächlich habe ich mit günstigen 16 Bit Lösungen die besten Ergebnisse erzielt. Man sollte vor allem auf Störsignale achten die der USB Baustein von sich gibt wenn keine Musik anliegt. Dies ist bei jedem Modell unterschiedlich, sogar innerhalb einer Baureihe durch produktionstechnische Schwankungen. Die eingebaute Soundkarte in Laptops kann unter Umständen schon gut genug sein, in den meisten Fällen sind hier aber immer Geräusche zu hören. Aufgrund der Tatsache, dass die Bausteine nun mal eingepfercht zwischen allen möglichen einstreuenden Komponenten untergebracht sind.
Es empfiehlt sich also eine externe USB Lösung für die Wiedergabe zu verwenden. Die eingebaute Soundkarte lässt sich aber vortrefflich für die Vorhörkontrolle (also den Kopfhörer) verwenden, da es hier nicht auf perfekten Sound ankommt (hört ja niemand ausser man selber).
Auch sollte man auf die Treiber und Software achten. Einige Soundlösungen verwenden ziemlich merkwürdige Treiber oder Software mit Effekten, Hall und all so einem Zeug. Das alles ist überhaupt nicht zu gebrauchen für die DJ Geschichte. Es sollte möglichst das reine unverfälschte Audiosignal herauskommen ohne jegliche Effekte oder Klangverfälschungen. Auch darum sind die externen Lösungen ohne diesen "Schnickschnack" zu bevorzugen.

Der externe USB Audio Baustein sollte wenn möglich nicht direkt in die USB Buchse des Laptops gesteckt werden, sondern mit einem nicht allzu langen USB Kabel etwas entfernt vom Laptop und von anderen einstreuenden Leitungen, Geräten usw. untergebracht werden. Wer ganz pingelig ist, einen guten Baustein erwischt hat, kann ihn auch in ein Metallgehäuse einbauen, dass evtl. einstrahlende Störsignale fernhält.

Ganz gut geschlagen hat sich auch eine Lösung von Behringer, das UCA 202. Günstig (ca. 29 Euro) und recht gute Abschirmung von Haus aus. Produktseite: http://www.behringer.com/EN/Products/UCA202.aspx Auch die klanglichen Tests verliefen allesamt sehr zufriedenstellend.
Allerdings haben wir auch mit einem 9,90 Euro teuren USB Audiostick von Conrad gute Ergebnisse erzielt (allerdings hohe Serienstreuung beim gleichen Modell! Einige knisterten oder zischten, andere waren top)
Das grösste Problem sind meist die mickrigen 3,5 mm Klinkenbuchsen die verwendet werden. Das ist der grösste Schwachpunkt. Das Behringer Teil hat vernünftige Cinch Buchsen verbaut, die billigen Sticks durch die Bank die störanfälligen Klinkenbuchsen. Man kann so einen Audiostick aufknacken, selber Hand anlegen und eigene Buchsen nachlöten - vor allem wenn man eh alles in ein Metallgehäuse verbauen will. Ob es den Aufwand wert ist, wenn man für knapp 30 Euro eine komplette Geschichte bekommt muss man selber entscheiden.

Wer noch Wert auf geringe Latenz legt, sollte auf Asio Treiber achten. Diese werden aber soweit ich weiss noch nicht von DigiJay unterstützt. Ich habe diese Dinge bisher nie benötigt.

Wer also nicht grad hauptberuflich als DJ unterwegs ist, diese Sache aus Freude und Spaß betreibt, kann auch mit wenig finanziellen Einsatz gute Qualität abliefern - und sogar trotzdem gutes Geld verdienen ;-)

DigiJay, ein zusätzlicher USB Audiobaustein und eine Handvoll MP3 Songs und die Party kann los gehen :mrgreen:



(Dieser Text stellt meine persönliche Meinung dar! Jedem steht es frei zu benutzen was er/sie will! Man sollte aber dem Marketinggeschrei der Industrie nicht immer gleich verfallen. Das war der Sinn dieses Posts.)
Schöne Grüße!
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